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Steinkarspitze


Beschreibung (bezieht sich auf Besteigung vom 20.07.2016)

Von Boden, einem Teilort der Gemeinde Pfafflar geht es auf dem Adlerweg in Richtung Süden hinein ins Angerletal. Dem Fahrweg folgen wir zuerst durch lichten Wald, dann durch offenes Gelände mit Latschen durchsetzt bis zur Talstation der Materialbahn. Schon zu Beginn der Wanderung grüßt die Hanauer Hütte von ihrem exponierten Standort herunter, hinter ihr aufragend der gewaltige Kegel der Dremelspitze. Der weitere Anstieg erfolgt auf schmalem, gut ausgebauten Bergpfad hinauf zur Hütte. Von hier genießt man den Blick zurück ins Tal und auf die ringsum aufragenden Bergriesen: Schlenker-, Dremel-, Schneekarle-, Steinkar-, Parzinn- und Plattigspitzen. Wir steigen auf dem Pfad Nr.621 hinauf zum Gufelseejoch und genießen den Blick auf den Gufelsee und die Bergketten im Westen. Nach einer Brotzeitrast, während der die meisten Wanderer an uns vorüber zur Kogelseespitze aufsteigen, wenden wir uns nach Süden, indem wir einige Meter in Richtung Gufelsee absteigen und dann der Geröllspur zur Westseite der Parzinnspitze folgen. Am Fuße der Wand lassen mich Steingeräusche hinaufschauen und ich entdecke eine kleine Steinbockfamilie direkt in der Wand vor mir. Es hat den Anschein, als ob die Jungen gerade "Schulstunde" im Steilwandklettern von den erwachsenen Tiere erhalten würden. Wir genießen den Anblick, verhalten uns ruhig und bewundern die Sicherheit der Tiere, wenn sie zum Sprung ansetzen und sicher landen. So müsste man sich auch in schwierigen Passagen zurechtfinden wie die Steinböcke! Weiter geht es nun um die Westwand der Parzinnspitze herum, wobei wir einige Geröllfelder queren, bevor der Pfad dann in Richtung Parzinnjoch ansteigt. Etwas mühsam steigen wir in Serpentinen rutschend hinauf zum Grat und staunen über den völlig zerrissenen Felsaufbau der südlichen Parzinnwand. Das letzte Stück des Aufstieges führt uns durch teils steiles Felsgelände und einige Restschneefelder an das Steinkarmassiv heran. Wir folgen der Markierung auf den Kreuzgipfel und nehmen dankbar die Hilfe des dort gespannten Drahtseils in Anspruch. Auf dem Gipfel stellen wir fest, dass der höchste Punkt noch etwas weiter im Westen liegt. Wir verzichten auf die paar Höhenmeter und genießen dafür den phantastischen Ausblick in die vier Himmelsrichtungen. Eine gewaltige Anzahl von Gipfeln grüßt zu uns herüber und es macht Spaß, einige von ihnen zu erkennen, auf denen wir schon bei früheren Touren gestanden sind. Nach 20 Minuten machen wir uns an den Abstieg und freuen uns, mit Christiane, die kurz vor uns den Gipfel erreicht hat, wieder hinab zum Gufelseejoch zurückzukehren. So wird das Queren der Geröllfelder und das Abfahren auf dem Geröllschotter in der Unterhaltung kurzweilig, und wir kommen flott voran. Über den Aufstiegsweg kehren wir in den frühen Nachmittagstunden zur Hanauer Hütte zurück, genießen Kaffee und Kuchen und steigen hinab nach Boden, von wo aus noch eine knapp dreistündige Heimfahrt vor uns liegt.

Route

Wie immer zuerst die Tourdaten, aus dem GPS Logger ausgelesen:

Gesamtlänge der Tour 17,778 km, überwundene Höhenmeter 1263. Reine Gehzeit von Boden auf den Gipfel der Steinkarspitze ca 5 Std (bis zur Hütte knapp 2 Std, zum Gufelseejoch 1,5 Std, zur Steinkarspitze 1,5 Std.).

Die Steinkarspitze ist im Vergleich zur Kogelseespitze wenig besucht. Die Querung unter der Westwand durch das steile Geröllfeld erfordert Erfahrung, die Wegfindung ist nicht ganz einfach, da keine Markierungen vorhanden sind. Nach der Querung der Parzinnwestwand steigt man hinauf zum Sattel zwischen Parzinn- und Steinkarspitze. Hier könnte man nach Osten hinab zur Parzinnalpe absteigen, allerdings ist der erste Teilabschnitt sehr steil, bevor das Geröllfeld abflacht. Nur erfahrene Bergtourengeher sollten diesen Abkürzungsweg hinab zur Hanauer Hütte in Betracht ziehen. Auch bin ich nicht der Ansicht von einigen Tourenberichten, in denen die Steinkarspitze als reiner Bergwanderweg empfohlen wird (diese Katalogisierung trifft auf die wesentlich einfacher zu erreichende Kogelseespitze zu). Gerade im oberen Gratbereich kurz unter dem letzten Gipfelaufschwung erschweren Schneefelder und steile Geröllbänder den Aufstieg zum Gipfelkreuz. Die Drahtseilsicherung jedenfalls ist eine zusätzliche Sicherheit, die man gern in Anspruch nimmt. Sie ist vermutlich auch deshalb eingerichtet worden, weil ein Klettersteig durch die südlöstliche Wand der Steinkarspitze von der Steinseehütte herauf führt und dadurch der Zustieg gesteigert wurde. Die eigentliche Höhe von 2650m erreicht man, wenn man vom Gipfelkreuz die letzten Anstiegsmeter hinauf zum höchsten Punkt aufsteigt. Dieser Teil ist ungesichert. Aber bereits vom Stand des Gipfelkreuzes aus genießt man einen phänomenalen Rundumblick.

Anfahrt

Aus dem Lechtal kurz hinter Elmen nach links Richtung Hahntennjoch hochfahren, Bschlabs durchfahren und dann an der scharfen Kurve nach links nicht hinauf zum Hahntennjoch einbiegen, sondern geradeaus nach Boden hinabfahren. Die Straße ist schmal, so dass man auf den Gegenverkehr achten muss. In Boden ist ein kleiner Parkplatz vor der Brücke angelegt. Wenige hundert Meter weiter kann man nach der Querung der Holzbrücke über den Fundaisbach einen weiteren Parkplatz nutzen.