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Heilbronner Weg


Beschreibung (bezieht sich auf Besteigung vom 05.09.1965)

Zu Fuß ging es nach Einödsbach und weiter auf dem Weg zur Rappenseehütte. Dort übernachteten wir und brachen am nächsten Tag zur Tour auf den Biberkopf auf. Bei schlechter Sicht erreichten wir den Gipfel gegen 11 Uhr. Droben trafen wir ein älteres Münchner Ehepaar und eine Bergmaus, die sich Krümel unserer Brotzeit einverleibte. Da die Frau nicht mehr runter wollte, weil es ihr gruselte, nahmen wir sie ans Bergseil und brachten sie zu Dritt wieder heil vom Gipfel runter. Nach einer weiteren Nacht auf der Hütte stiegen wir am nächsten Tag aufs Hohe Licht und hinter dem Wilden Mann hinab zum Waltenberger Haus. Am nächsten Tag verließen wir die gemütliche Herberge und bestiegen die Mädelegabel. Bei sehr guter Fernsicht sahen wir weit in die Lechtaler Alpen hinein. Die beiden nächsten Übernachtungen blieben wir auf der Kemptener Hütte, von wo aus wir den großen Krottenkopf, den höchsten Berg der Allgäuer Alpen bestiegen. War dieser Tag besonders heiß und schwül, überraschte uns der nächste Morgen mit 30-40 cm Neuschnee. Wer auf der Hütte war, stieg ab nach Spielmannsau. Wir wollten unbedingt den Höhenweg weiter gehen bis zum Prinz Luitpoldhaus. So wagten wir die lange Tour trotz widriger Verhältnisse, denn die Pfade waren zugeschneit und von Markierungen war nichts zu sehen. Es dauerte 14 Stunden, bis wir erschöpft aber zufrieden auf der Prinz Luitpoldhütte ankamen. Ein Gutes hatte es, dass wir die Tour weitergegangen waren. Denn wir konnten zwei Jägern, die den Weg gegangen waren, um im Bärgundeltal Hirsche bei der Brunft zu beobachten, aus der Klemme helfen. Sie waren ohne Augenschutz unterwegs und wurden unterwegs schneeblind, so dass sie dankbar unsere Hilfe annahmen, mit uns zum Prinz Luitpoldhaus zu steigen.

Route

Nach der langen Quälerei vom Vortag und wegen meiner aufgelaufenen Füße (ich war mit geliehenen Bergschuhen unterwegs) legten wir einen Ruhetag auf der Schwarzenberger Hütte ein, wo wir von den beiden Württembergern im Binokeln, einem Kartenspiel, unterwiesen wurden, was uns die halbe Nacht kostete.

Dafür blieben wir noch den Vormittag über auf der Hütte hocken, bevor wir am Nachmittag nach Hinterstein abstiegen.

44 Jahre nach dieser Tour frage ich mich manchmal, was wohl aus den Menschen geworden ist, denen wir für einige Tage Begleiter und Freund gewesen waren. Auch berührt mich das Bild vom kleinen Hüttenwirtssohn, das wir an der Mädelegabel aufgenommen hatten, als der Bub mit uns vesperte. Wie mir mein Bergfreund ein paar Jahre später sagte, sei der Junge auf einer Tour tödlich abgestürzt.

Die Berge werden vielen zur Leidenschaft. Dass sie nicht zum Verhängnis werden, hängt neben Glück von der inneren Einstellung ab: Richtige Selbsteinschätzung und lieber mal ein Zurück im Zweifelsfall.

Anfahrt

Auf der B19 nach Oberstdorf. Dort parken und das Stillach- und Rappenalpental hinaufgehen, bis der Abzweig zur Rappenseehütte zur linken Seite kommt.