Such- und sortierbare Liste von Bergtouren in den Alpen

Im Gletscherschliff des Rieserferner


Beschreibung (bezieht sich auf Besteigung vom 06.10.2011)

Für den letzten Tag vor dem angekündigten Wintereinbruch beschlossen wir, in den Gletscherfußbereich des Westlichen Rieserferner zu gehen, um die Wirkungsweise der Eismassen auf das Gestein zu besichtigen. Dazu stiegen wir zunächst vom Pichlerhof nach Rein hinab und wählten am Reinbach den Aufstieg zur Kasseler Hütte (Hochgallhütte) über die Untere und Obere Terner Alm.  Da wir uns für den Gletscher viel Zeit lassen wollten, schlugen wir eine forsche Gangart ohne Pausen an, passierten die Kasseler Hütte (2276 m hoch gelegen) nach knapp 1 1/2 Std und folgten dem Weg links am Tristennöckl vorbei, der hoch hinauf zum Magerstein führt. Nach weiteren 1 1/2 Std war dann Schluss mit dem weiteren Aufstieg, da der Aufstiegspfad unter Schnee lag und ein Weitersteigen am Gratverlauf ohne Steigeisen (die wir nicht dabei hatten) nicht mehr möglich war. Von unserem Standort in 2733 m Höhe querten wir weglos nach Westen in das tief vom Gletscher ausgehobelte Gletscherschliff. In ihm wurden uns so richtig die Ausmaße der gewaltigen Kraft des Eises bewusst, das in Jahrtausenden das Felsgestein glatt gehobelt hat. Durch den stark zurückgewichenen Gletscher konnten wir weit hinein in die Gesteinsplatten bis nahe zum Gletscherfuß gelangen. Was anfangs noch ein Absteigen über grobes gewaltiges Blockwerk war, in dem man sich bei unvorsichtiger Gehweise leicht den Fuß einklemmen konnte, wurde beim Abklettern von der östlichen Geröllseite her immer schwieriger, da auf den glatten Felsbändern Schnee lag, der taute und sofort anfror. Was von oben noch als leicht kletterbar aussah, wurde vor Ort ein problematisches Suchspiel, wie man nach unten kommen sollte. Denn die Felsabbrüche waren nicht nur glatt, sondern fielen an manchen Stellen bis zu 50 m senkrecht ab. Nach ca 2 Std , in denen wir uns bis nah an den Gletscherfuß herangearbeitet hatten, schlugen wir den Rückweg zur Kasseler Hütte ein. Was blieb, war ein beeindruckendes Erlebnis in einer von den Eismassen geschaffenen Bergwelt, in der man sich bei schlechter Sicht hoffnungslos verirren kann. Für uns war diese Tour der richtige Abschluss einer Bergwoche, in der wir zuerst vom Fernerköpfl aus auf die Gletscherwelt um Hochgall und Schneebigem Nock hinunterblickten, dann von der Dreieckspitz das ganze gewaltige Ausmaß der Gletscherregion aus der Distanz bewunderten und zuletzt am Fuß des Gletschers die von den Eismassen geschaffenen Felsencanyons durchquerten. Der Rückweg erfolgte auf dem Aufstiegsweg und wir erreichten in knapp 3 Std Rein, wo es nochmals 100 Höhenmeter hinauf zum Quartier ging.

Route

Hier die Tourdaten in Kurzform:

Aufstieg Rein - Kasseler Hütte in knapp 90 min.

Aufstieg Hütte - Richtung Magerstein bis zur Schneegrenze in 2733m Höhe ca 90 min.

Queren und Abstieg in den Gletscherschliffbereich ca 90 min.

Rückweg aus dem Gletscherschliff zum Aufstiegspfad und Abstieg über Kasseler Hütte nach Rein auf dem Aufstiegsweg in knapp 2 Std.

Gesamtlänge: 18,7 km  reine Gehzeit 6 Std - Höhenmeter insgesamt: 1310

 

 

 

Anfahrt

Anfahrt von Bruneck nach Sand in Taufers, von dort hinauf nach Rein. Parkmöglichkeiten (kostenpflichtig) gleich am Ortseingang zur rechten Seite in Richtung Reinbach.