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Pederspitze (Mittlere- 3465m)


Beschreibung (bezieht sich auf Besteigung vom 24.08.2012)

Eigentlich war mein Ziel die Schildspitze, angekommen bin ich auf der Mittleren Pederspitze. Das lag weniger an meinem Orientierungsvermögen als vielmehr an den Markierungspunkten, die zu früh in den Kessel und hinauf auf den Querriegel des Pedermassivs weisen, anstatt diesen Bergkoloss einfach auf der Westseite zu umgehen. Der Markierung folgend, gelangte ich  auf den langgestreckten Rücken der Mittleren Pederspitze, deren letzter Anstieg 160 m hoch über Plattenschutt zum kreuzlosen Gipfel hinaufführt. Die Schildspitze liegt etwa 400 m weiter nördlich, und ihre Besteigung hätte auf diesem Weg bedeutet, vom Bergrücken etwa 200 m ins Pederkar abzusteigen, um anschließend auf schuttigen Gesteinsplatten die Schildspitze zu ersteigen. Soviel zur Wegweisung, auf die ich bei den Bildern nochmals eingehe.

Startpunkt war der Parkplatz am Ende der Straße vom Martelltal herauf, der sogar ein Wasch- und Toilettenhaus anzubieten hat. In der Morgendämmerung stieg ich von der Enzianalm auf dem Weg Nr. 20 ins Pedertal auf, zunächst durch lichten Bergwald, bis zur Bachüberquerung. Leicht steigend geht es rechts des Pederbaches hinein in das weite Pedertal. Nach einer Stunde kommt man an die Weggabelung, wo man sich entscheiden muss, ob man weiter geradeaus nach Norden die sichtbare Plattenspitze ansteuern oder über die Brücke hinüber unter die Kalfanwand zur Schildspitze aufsteigen soll. Zwischen der Kalfanwand und dem langgestreckten Rücken der Schildplatten hindurch steigt man am Bach in den hinteren Kessel auf. Die Schildspitze wird vom herabziehenden Felsrücken der Mittleren Pederspitze verdeckt. Beim weiteren Aufstieg passiert man links des Weges die Flegelwand. Zwischen dieser und dem aufragenden Felskoloss führt der Weg um den breiten Bergrücken herum. Erst dann taucht der Schuttkegel der Schildspitze auf. Leider ließ ich mich von den Markierungspunkten geradeaus in das steil ansteigende Kar locken, in dem mir nichts anderes übrig blieb, als in leichter Kletterei den Bergrücken zu ersteigen. Im oberen Bereich weisen zwei Markierungspfeile die Richtung aus: Geradeaus zur Schildspitze, nach rechts zur Pederspitze. Ich steige geradeaus auf den Felsrücken, sehe mir gegenüber die Schildspitze, zu der ich erst wieder 200m ins Pederkar absteigen müsste und steige deshalb nach Osten weglos auf den Schuttkegel der Mittleren Pederspitze, von wo aus trotz starker Bewölkung ein toller Ausblick auf die umliegenden Berggipfel und den unter mir liegenden Laser Ferner möglich ist. Nur das Dreigestirn, Ortler, Zebru und Königsspitze bleiben verhüllt. Dagegen zeigen sich Zufallspitze und Cevedale im Wolkendunst kurzzeitig. Nach kurzer Rast im eisigen Wind steige ich hinab ins Pederkar an den Fuß der Schildspitze und überlege kurz, ob ich mein eigentliches Ziel in einer knappen halben Stunde besteigen soll. Ich entscheide mich dagegen und folge alten Steinpyramiden um den Felsrücken herum zur Flegelwand. Nirgends finde ich Farbmarkierungen, nur Steinmarkierungen, die westlich der Flegelwand hinab zu den Schildplatten weisen. Da ich meinen Aufstiegsweg erreichen möchte, umrunde ich das Felsmassiv der Pederspitze und gelange über zerklüfteten Fels- und Plattenschutt auf halbem Abstiegsweg östlich der Flegelwand wieder auf den markierten Weg. Von hier bis hinab zum Parkplatz vergehen nochmals zwei Stunden in absoluter Einsamkeit. Wer lange einsame Touren in wenig begangenen Bergkesseln liebt, wird an der Tour ins Pedertal große Freude finden.

Route

Das Titelbild zeigt den Blick von der Mittleren Pederspitze hinüber zur Vertainspitze und dem Hohen Angelus.

Zusammenfassend die wichtigsten Daten zur Tour:

Gesamtlänge nach GPS Logger 15,185 km, überwundene Höhenmeter im Aufstieg 1408 m. Zeitbedarf:

Enzianhütte - Abzweig Pedertal in Richtung Schildspitze eine gute Stunde.

Aufstieg auf den breiten Querriegel der Mittleren Pederspitze zuletzt in mäßig schwieriger Kletterei in 2,5 Std. Restaufstieg zum östlich gelegenen Gipfel der Pederspitze (3465 m) in 30 Minuten.

Von hier aus gäbe es die Möglichkeit, in steiler Gratkletterei hinüber zur Äußeren Pederspitze zu steigen oder in entgegengesetzter Richtung ohne großen Höhenverlust hinüber zur Schildspitze. Wegen des heftigen Windes verzichtete ich darauf und stieg lieber zur Sohle des Pederkars ab (ca eine halbe Stunde). Bei einer Rast verfolgte ich einen Tourengeher, der von der Plattenspitze in leichter Gratkletterei zur Schildspitze hinüberwechselte. Diese Variante empfiehlt sich, wenn man den Tiefblick hinab nach Sulden genießen möchte.

Im Pederkar weglos nach Westen gehen, bis der schroffe Querriegel der Pederspitze endet, von hier nach Süden, östlich der Flegelwand hinab zum Pederbach, von dort auf gutem Weg entlang des Baches hinab ins Martelltal in drei Stunden.

Klar muss einem sein, wenn man diese Tour geht, dass man auf sich allein gestellt ist, denn das Pedertal wird nur selten von Tourengehern besucht. Sie gehen lieber die spektakuläreren Touren hinauf zur Martell- und Zufallhütte und weiter zu Schöntaufspitzen und Matritschspitze, wo sie den Eisriesen näher sind. Allerdings überragen sowohl Platt-, Schild- und die Mittlere Pederspitze diese Berge um ein schönes Stück, und der Blick über den Laser Ferner hinab ins Vinschgau und hinüber zu den Ötztaler Gipfeln ist mindestens genauso verlockend. Nicht zu vergessen im Süden die Veneziaspitzen, die Hintere Rotspitz oder die schlanke Pyramide der Zufrittspitze. Beeindruckend bei dieser Bergkette die teils senkrecht abstürzenden Gletscher des Hohen- und Schranferners.

Anfahrt

Von Goldrain aus Richtung Reschenpass auf der B38 nach rechts ins Martelltal abbiegen und die Straße hinauf durch Gand zum Zufrittsee fahren. Weiter in teils steilen Serpentinen hinauf zur Enzianhütte, die zwischenzeitlich zum Hotel umgebaut wurde. Hier kann man auf ausgewiesenen Parkbuchten sein Fahrzeug abstellen. Die Gebühr für einen Tag beträgt 3,50€. Scheine nimmt das Gerät nicht an.

Leider scheinen viele Tourengeher das Kleingeld zu vergessen, wenn sie in die Berge fahren. Denn nur so erklärt sich, dass ab 4:30 Uhr von ihnen im Taschenlampenlicht nach einem Menschen gesucht wird, der ihnen die Parkgebühren in Münzen umwechseln kann. So wurde ich in meinem Autoschlafplatz ein paar Mal geweckt und um Wechselgeld gebeten. Na ja, auf diese Weise durfte ich einem Cevedalestürmer in dickem BMW Geländewagen die Parkgebühr großzügig bis zum heutigen Tag auslegen. D'rum merke: Fährst Du zum Bergsteigen in die Berge, nimm nicht nur große Scheine, sondern auch Kleingeld mit, dann brauchst Du keinen müden Bergfreund um seinen Schlaf bringen und ihn anpumpen!