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Lenkstein (3237m) im Rieserferner Gebirge


Beschreibung (bezieht sich auf Besteigung vom 17.09.2012)

Wer den Lenkstein von Rein in Taufers besteigen will, braucht eine ausdauernde Kondition, denn die Tour verlangt eine reine Gehzeit von ca 10 Std, besitzt eine Länge von gut 20 km und erfordert eine Steigleistung von knapp 1600 Höhenmetern. Ausgangspunkt ist die schmale Teerstraße hinauf zum Koflerhof, wo man kurz vor dem Fußpfad hinauf zur Unteren Kofleralm parken kann. Der Waldpfad führt durch lichten Lärchenwald in ca 40 min. hinauf auf die Freifläche der Kofleralm. Von hier zur Oberen Kofleralm sind es nochmals knapp 30 min. Wie auf einem Aussichtsbalkon wandert man in knapp einer Stunde immer zwischen 2200 - 2400 Höhenmetern hinüber zur Ursprungalm. Der Pfad ist gut ausgebaut und ausreichend markiert, verlangt aber Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Ab der Ursprungalm wird aus der Wanderung auf dem Arthur Hartdegen Weg eine alpine Tour. Man steigt zunächst hinab zum Wegkreuz am Ursprungbach, überquert diesen und folgt den Steinmännern rechts des Wasserfalls hinauf auf den ersten Felsaufschwung. Hier trifft man auf den Bergpfad zum Lenkstein. Auf einer Holzbalkenbrücke wechselt man auf die linke Seite des Baches, steigt an den Resten eines Militärlagers hinein in den weiten Kessel zum Geröllfeld unter dem Lenkstein. Die Markierungsfarbzeichen sind vor kurzer Zeit erneuert worden, ebenso wurde der Weiterweg hinauf Richtung Lenkstein teilweise mit großen Felsplattenstufen ausgebaut. Beim Durchstieg zwischen den vorgelagerten Felsschrofen bleibt das eigentliche Ziel, der Gipfel des Lenkstein eine Weile außer Sicht. Erst im weiten Kar taucht der Lenksteingipfel wieder auf. Das Lenksteinjoch, von wo der Abstiegsweg zur Barmer Hütte führt, lassen wir rechts liegen und nehmen den Lenksteingipfel direkt in Angriff. Da das Blockwerk recht gut zu queren ist, gelangt man rasch an den steilen Gipfelkopf. Weglos steigen wir auf den steilen Felsbändern nach oben, bis wir direkt in der Rinne über uns das kleine Gipfelkreuz erblicken. Nach knapp drei Stunden Aufstieg vom Wegkreuz am Hartdegen Weg stehen wir auf dem Gipfel und genießen einen kolossalen Ausblick auf Hochgall und Schneebigen Nock im Westen, auf die Durreckgruppe und dahinter die Zillertaler Zentralalpenkette im Norden, auf die Gipfel von Dreiherren- und Rötspitze im Nordosten. Im Osten können wir den Großglockner erkennen, im Süden die Dolomiten mit den drei Zinnen. Man könnte es lange auf dem schmalen, ausgesetzten Gipfelplatz aushalten, aber da wir erst um 9 Uhr aufgebrochen waren, wurde es Zeit zur Rückkehr, um noch vor Dunkelheit am Ausgangsort zurück zu sein. Beim Abstieg auf der frei gewählten Aufstiegsroute erforderte das brüchige Gestein ein konzentriertes und überlegtes Klettern. Empfehlenswert ist es deshalb, den Abstieg über den markierten Südostgrat zu wählen, was etwas länger dauert. Auf der Aufstiegsroute stiegen wir dann wieder hinab ins Reintal. Unterwegs nahmen wir unsere weiter unten abgelegten Rucksäcke auf, wodurch wir natürlich beim Auf- und Abstieg entsprechend schneller waren. Von der Oberen Kofler Alm wurde es dann hinab nach Rein zum Wettlauf mit der Dunkelheit. Fazit: Eine tolle Tour, die wir am Morgen zwei bis drei Stunden früher hätten starten sollen. Aber wer verzichtet schon gern auf das ausgezeichnete Frühstück auf dem Pichlerhof, der für uns wieder für eine Woche idealer Ausgangspunkt für etliche Bergtouren war? Trotz gewaltiger Verspätung servierte uns Verena, wie immer gut gelaunt, das viergängige Menü. Nach der Tagesanstrengung lockerten wir die strapazierten Glieder im Whirlpool und Schwimmbad, um am nächsten Tag für die Tour zur Weißen Wand wieder fit zu sein.

Route

Hier in Kürze die Ausgangsdaten der Tour:

Nach GPS Logger betrug die Wegstrecke 20,772 km, die Höhenmeter, die zu überwinden waren, 1533 Hm. Reine Gehzeit brauchten wir für Hin- und Rückweg 10 Stunden. Da wir unsere Touren immer genau dokumentieren, benötigten wir auf Grund der vielen Fotounterbrechungen insgesamt 12 Stunden.

Straße zum Koflerhof als Startpunkt:

40 Min. bis zur Unteren Kofler Alm (2034 m), weitere 30 Min. bis zur Oberen Kofler Alm (2192 m),

weitere 60 Min. bis zur Ursprungsalm (2396 m). Bis hierher können auch konditionsstarke Wanderer die Tour gehen. Wer auf dem Hartdegenweg weitergeht, erreicht von der Ursprungalm aus in 2 Std. die Kasseler Hütte (siehe späterer genauer Bericht in eigener Tour!)

Vom Ursprungbach geht es Richtung Osten hinauf zum Lenkstein. Drei Stunden sind eine reelle Zeit bis zum Gipfel und lassen während des Anstiegs von gut 800 Hm auch noch genügend Zeit zum Schauen. Denn das sollte man wirklich tun, denn nirgends sieht man die Gletscherbeule am Hochgall besser als auf dieser Tour. Der Lenksteingletscher ist zwischenzeitlich so weit zurückgewichen, dass man keine Gletscherausrüstung benötigt. Die wenigen Schneefelder ließen sich gut umgehen. Der letzte Anstieg zum Lenksteingipfel erfordert im freien Aufstieg Klettererfahrung und Gespür für die Gefahren, die das brüchige Gestein birgt. Deshalb würde ich den Abstieg über den Südgrat empfehlen, auf dem die Tourengeher von der Barmer Hütte aus hochklettern. Während der ganzen Tour gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Die Tour wird nur selten gegangen, vor allem aus dem Reintal herauf ist sie vielen Tourengehern einfach zu lang. Wir sind an unserem "Lenksteintag" im Ursprungtal und auf dem Lenksteingipfel keinem Menschen begegnet. Nur kurz vor unserem Aufstieg zum Gipfel hinauf, sahen wir zwei Bergfreunde Richtung Barmer Hütte abklettern.

Das Titelbild zeigt das Gipfelkreuz des Lenksteins, im Hintergrund die Zillertaler Alpenkette und die vorgelagerte Durreckgruppe im Norden.

 

Anfahrt

Auf der B 621 bis kurz vor Sand in Taufers fahren. Vor Mühlen dem Wegweiser nach rechts Richtung Rein folgen. Von Sand in Taufers über die Ahrbrücke nach Osten Richtung Ahornach und Rein hinauffahren. Über eine tolle Straßenkonstruktion (Galerie) fahren wir hinauf nach Rein. Dieser Ort empfiehlt sich zum Bleiben für mehrere Tage, da er sowohl für Wanderer als auch für Bergsteiger eine Menge Touren bietet. Besonders positiv fur uns war die Wahl des Pichlerhofes als Quartier, da das Hotel wohl den schönsten Blick auf Hochgall und Schneebigen Nock bietet und direkt vor der Haustür die meisten Touren gestartet werden können. Die Familie Steinkasserer als Betreiber des Pichlerhofes bietet ihren Gästen eine angenehme Atmosphäre, eine ausgezeichnete Küche und Entspannung mit ihren Einrichtungen wie Schwimmbad, Sauna, Skilift etc. Und nicht zu vergessen, die Musikantenabende!!