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Vorderer Tajakopf (Normalweg)


Beschreibung (bezieht sich auf Besteigung vom 23.06.2016)

Gemeldet waren Temperaturen über 30 Grad. So fuhr ich bereits um 2:30 Uhr von Zuhause los und stellte das Auto an der Talstation der Ehrwalder Almbahn um 4:40 Uhr ab. Die Vögel sangen ihr Morgenlied, als ich mich auf den Weg zum Hohen Gang machte. Zuerst links am Bach entlang, später durch Mischwald ging es auf steilem Serpentinenweg hinauf zum Geröllfeld, an dessen linkem Rand der Einstieg gut gekennzeichnet ist. Der Hohe Gang ist gut ausgebaut und durch Drahtseile gesichert, so dass schwindelfreie Wanderer mit Bergerfahrung durchaus diesen Steig bei trockenem Wetter bewältigen können. Nach knapp 1,5 Std ging es am Seebensee entlang und hinauf zur Coburger Hütte. Obwohl es noch kurz vor 7 Uhr war, arbeitete ein Wegwart der DAV Coburg bereits am Bergpfad. Nach einem längeren Schwätzchen stieg ich die letzten Höhenmeter zur Coburger Hütte hinauf, wo auf der Terrasse eine Gruppe Übernachtungsgäste die Sonne und ihr Frühstück genoss. Ich zog weiter hinab zum Drachensee, umging im Gegenanstieg zur Hütte ein paar Schneefelder und erreichte auf der ersten Anhöhe den Abzweig. Von hier folgt man den schwachen Pfadspuren und den sparsamen roten Punkten in Richtung Einschartung des Vorderen und Hinteren Tajakopfes. Bevor es in den Felsbereich ging, genoss ich mein Frühstück in der Sonne und bewunderte die Berge, die den Ehrwalder Talkessel nach Süden und Westen begrenzen: Griesspitzen, Grünstein, Marienbergspitzen, Wamperter Schrofen, Schartenkopf und Sonnenspitze.

Von der Hütte tauchte ein junges Mädchen auf, die den Sommer über bis Oktober dort Dienst tut und ihren freien Tag zum Aufstieg auf den Vorderen Tajakopf nutzte. Ich wartete, bis sie im Felsaufstieg verschwand, um mich nicht eventuellem Steinschlag auszusetzen. Durch die Dokumentation des Aufstieges mit der Kamera vergeht viel Zeit, die ich dann durch eine rasche Gangart wieder versuche auszugleichen. Bei dieser Tour aber ist es so, dass man mit jedem Höhenmeter, den man erstiegen hat, immer wieder stehenbleibt und den Tiefblick auf Drachensee und Coburger Hütte bewundert. Gleichzeitig tauchen immer mehr Gipfel auf. Wenn man dann den Sattel zwischen den zwei Tajaköpfen erreicht, ist auch die Aussicht nach Osten fulminant. Igelköpfe, Breitenkopf, Hochplattig und Hochwand setzen die Bergkette der Mieminger nach Osten fort, und vom Wettersteingebirge grüßt der imponierende Hochwanner herüber. Vom Sattel geht es nun hinein in den Gipfelaufbau und in leichter Kletterei und an einigen Stellen mit Drahtseilsicherung hinauf zum Gipfelkreuz. Nach 5 Std. Aufstiegsschweiß belohnt eine Rundumsicht für alle Mühen. Selten bietet ein Gipfel solch eine reiche Auswahl an Gipfeln und Felsmassiven, solch imponierende Tiefblicke auf Seen und Fernsicht auf Ammergauer und Wettersteingebirge wie der Vordere Tajakopf. Das erklärt auch, warum man an seiner Westkante den Klettersteig auf den Gipfel gebaut hat.

Selbst hier in knapp 2500 m Höhe war es so heiß, dass ich bald wieder hinab zum Sattel abstieg. Dort änderte ich meinen Abstiegsweg, verzichtete auf mein 2. Tagesziel, den Vorderen Drachenkopf und fuhr stattdessen auf dem Schneefeld nach Osten hinab in Brendlkar, wo ich am Brendlsee eine ausgiebige Mittagspause einlegte. Allerdings hielt ich es nur kurz in dem eiskalten Wasser aus und genoss die Ruhe und Einsamkeit des Brendlkars. Der weitere Abstieg war dann reine Routine:

Hinab im Schotter, dann auf Serpentinen durch Latschen und Bergwald zum Wanderweg und diesen querend zur Forststraße ging es auf dieser einige hundert Meter weiter Richtung Seebenalm, bis an der Ganghofer Hütte der Wegweiser zum Immensteig weist. Dort stieg ich hinab, wobei ich erwähnen muss, dass der Immensteig mit Vorsicht zu genießen ist und nicht von ungefähr den Bergwanderer vor dem Betreten warnt. Dieser Steig ist meiner Meinung nach schwieriger zu gehen als der Hohe Gang. Die letzten Meter zum Parkplatz sind dann gerade recht, die tolle Aussicht auf das Wettersteinmassiv zu genießen und die Beine auszuschütteln.

Route

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Hier wie immer die genauen Tourdaten:

Gesamtlänge der Tour 14,658 km und überwundene 1407 Höhenmeter.

Teilabschnitte Aufstieg:

Parkplatz Ehrwalder Bergbahn und Aufstieg über den Hohen Gang in knapp 1,5 Std. Aufstieg zur Coburger Hütte mit einer kurzen Pause eine gute Stunde. Hier hat man die beiden Tajaköpfe ständig zu seiner linken Seite und kann schon mal raten, wo in dem Felsgelände der Wegverlauf sein wird. Aber wie in den meisten Fällen wird beim Aufstieg aus der Nähe dann der Weg flacher als er aus der Ferne wirkt.

Von der Coburger Hütte geht es hinab zum Drachensee, an seinem linken Rand zunächst in Richtung Hinteres Tajatörl, bevor nach dem ersten Serpentinenaufstieg im flacheren Teilstück die Wegkreuzung mit dazugehörigen Schildern auftaucht, von deren eines in Richtung Nordosten zum Vorderen Tajakopf weist. Man folgt den sparsamen Markierungen und liegt richtig, wenn man auf die Westwand des Hinteren Tajakopfes zuhält. Im Felsbereich geht es steil hinauf und bei vielen Besuchern ist es hier ratsam, mit Helm weiterzusteigen. Im oberen Teil wird der Anstieg flacher, man überquert unterhalb des Sattels zwei Schneefelder und steht dann oben zwischen den Gipfeln von Hinterem und Vorderem Tajakopf. Das letzte Stück hinauf zum Gipfelkreuz des Vorderen Tajakopfes verlangt Klettern. Wer Stöcke dabei hat, lässt sie am besten im Einstieg zurück. Während man für den Aufstieg von der Hütte zum Gipfelkreuz ca 2,5 Std einplanen sollte, benötigen davon die Aufstiegsmeter vom Sattel aus etwa 30 Minuten, ebenso hinüber zum Aufstieg auf den Hinteren Tajakopf, der allerdings leichter über das Hintere Tajatörl zu erreichen ist.

Der Abstieg vom Gipfel über das Geröllfeld (im Juni 2016 über das Schneefeld) hinab zum Brendlsee ist in gemütlichen zwei Stunden geschafft, der weitere Abstieg vom See hinab zur Forststraße und über den Immensteig zum Parkplatz der Ehrwalder Almbahn in weiteren zwei Stunden.

Anfahrt

Aus Richtung Garmisch fährt man auf der B23 nach Griesen und nach der Landesgrenze weiter auf der B187 nach Ehrwald. Aus Richtung Reutte auf der B179 bis kurz vor Lermoos, dort in Richtung Garmisch abbiegen und der Straße nach Ehrwald folgen. Durch Ehrwald bis zur Kirche fahren und dort dem Wegweiser Ehrwalder Almbahn folgen. An der Talstation gibt es genügend kostenlose Parkplätze, die bei richtiger Auswahl unter einem der zahlreichen Bäume auch Schatten garantieren.