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Zuckerhütl über Hildesheimer Hütte


Beschreibung (bezieht sich auf Besteigung vom 15.08.1967)

Von der Dresdner Hütte führten nur wenige Markierungspunkte Richtung Westen.  Am Fuß des Daunkogelferners endeten sie, und nun waren wir auf das eigene Orientierungsvermögen angewiesen. Wir stiegen, die Schaufelspitze als Orientierungspunkt links voraus aufragend, auf den Ferner in Richtung Süden hoch. Da wir sehr vorsichtig gingen, weil Neuschnee die Gletscherspalten zugeweht hatte und Nebel aus dem Tal hochzog, erreichten wir erst gegen 10 Uhr das Bildstöckljoch in 3133 m Höhe zwischen Schaufel- und Wildspitze. Zwei Bergsteiger, die unseren Trittspuren gefolgt waren, rasteten mit uns in der Einschartung. Sie kehrten wegen der unsicheren Wetterlage um. Wir wollten es weiter zur Hildesheimer HÜtte wagen. Mit Kompass, Karte und Gefühl querten wir bei Nullsicht den Gaißkarferner und trafen gegen 13 Uhr auf die Felsausläufer des Schußgrubenkogels, dem wir nach Osten folgten. Ein erster roter Punkt auf dem Fels gab uns Sicherheit, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Während einer Pause riss die Nebelwand auf, und wir sahen etwa 200 m unter uns die Hildesheimer Hütte. Die Erleichterung war groß.

Am Abend genossen wir von der kleinen Anhöhe aus vor der Hütte die Sonnenstrahlen, die für den nächsten Tag gutes Wetter ankündigten und bewunderten die Rundumsicht, denn die Hildesheimer Hütte ist herrlich gelegen und zählt zu meinen schönsten Hütten.

Dem Aufstieg aufs Zuckerhütl, das sich in der Abendsonne aus den Wolken schälte, stand nichts mehr im Wege. Gleichzeitig lockten im Westen die Ötztaler Alpen mit der Wildspitze, eine Tour, die ich bereits für September geplant hatte.

Route

Früh am Morgen, als der Firn hart gefroren war, stiegen wir nördlich der Hütte zunächst im Fels hoch, dann ging es am Nordrand des Pfaffenferners ziemlich steil hinauf zum Pfaffenjoch. Sicherheitshalber gingen wir am kurzen Seil, denn es gab eine Menge Spalten auf dem Eis. Vom Pfaffenjoch schlugen wir wie im Vorjahr die Richtung zum Pfaffensattel ein, legten dort unsere Rucksäcke nieder und stiegen über die Ostflanke aufs Zuckerhütl. Im Vergleich zum Vorjahr herrschte heute reger Personenverkehr, so dass wir trotz der schönen Aussicht bald wieder vom Gipfel abstiegen, um anderen Platz zu machen. Nach einer ausgiebigen Essensrast ging es zurück bis kurz vor dem Pfaffenjoch. Von hier aus stiegen wir in nördlicher Richtung den Sulzenauferner  an der nördlichen Kante in Richtung Sulzenauhütte ab. Etwas sorglos, weil alles so wunderbar geklappt hatte, stieg ich als Hintermann das steile Firnfeld hinab, Seil und Eispickel zur Sicherung fest in der Hand. Eigentlich war ich nur darauf bedacht, sofort das Seil zu straffen, wenn mein Vordermann einbrechen sollte. Dass ich ausgleiten könnte, damit hatte ich nicht gerechnet, und so hatten wir die Steigeisen auf dem Rucksack befestigt. So passierte es, dass ich ausrutschte, meinem Vordermann in die Beine fuhr, diesen wie eine Zentnerlast auf meiner Brust liegen hatte, und auf dem Rucksack wie auf einem Schlitten liegend, mit meinem Kollegen den Ferner hinabfuhr. Vorbei an Spalten sausten wir den Ferner hinab und landeten nach kurzer Zeit unten an der auslaufenden Gletscherzunge. Nichts war passiert, aber von da ab hatte ich bei späteren Gletschertouren immer meine Steigeisen an den Schuhsohlen, wohin sie gehören. Den Zeitvorsprung, bedingt durch die "Rucksackabfahrt"genossen wir auf der Sulzenauhütte, und am nächsten Tag folgten wir dem Abstiegsweg zur Mutterberger Alm, wo wir meinen Käfer unbeschädigt vorfanden.

Danach war für zwei Wochen Pause angesagt, denn wie immer hatten die harten Bergschuhe ihre Spuren hinterlassen. Welch ein Segen ist das heute mit dem modernen Schuhwerk, das wie eine zweite Haut die Füße schützt, ohne aufzureiben.

 

Anfahrt

Wie im Vorjahr! Über Garmisch, Mittenwald, Zirler Berg nach Innsbruck auf die Brennerstrecke. Dann ins Stubaital abgebogen, über Fulpmes, Neustift, Ranalt bis hinauf zur Mutterberger Alm.

Heute eine ausgebaute Straße, vor 40 Jahren ein steiles Bergwegchen, das man besser mit dem Auto mied. So manche Opel Kadett Kutsche blieb da mit abgerissenem Auspuff auf der Strecke liegen oder scheiterte an den Steigungen kläglich.